Datenschutz: Google, Facebook und der gläserne Mensch

Nicht erst seit Google Street View sind immer wieder heiße Diskussionen über Datenschutz im Internet geführt worden; doch seit Monaten haben diese Beiträge gefühltermaßen zugenommen, was sicher auch an der „Machtfülle“ gigantischer Konzerne wie Google, Facebook, Amazon & Co. liegt, die Informationen von mehreren hundert Millionen Internetnutzern verarbeiten und vermarkten. Doch wird der „gläserne Mensch“ dadurch tatsächlich immer mehr zur Realität?

Bei Gesprächen mit Freunden und Bekannten fällt mir persönlich etwa immer wieder auf, wie wenig eigentlich Bescheid gewusst wird über die Möglichkeiten der Datensammlung im Internet, aber auch über die Methoden,  dem zu entgehen. Etwas mehr „Aufklärung“ in Sachen Datenschutz und Selbstinformation wären da bisweilen angebrachter, als andauernd vorwiegend den bösen Beelzebub im Internet zu sehen.

Schließlich sind mündige und erwachsene Bürger auch zu einem beträchtlichen Teil selbst für die Dinge verantwortlich, die sie im Internet fabrizieren, wie z.B. bedeutungsschwangere Tweets über den nächsten Stuhlgang, das einhundertausendste Foto über die letzte feucht-fröhliche Party bei studiVZ (gibt es das eigentlich noch?) oder halböffentlich geführte Beziehungskriege, die locker ein paar hundert Leute bei Facebook mitlesen (obgleich diese das manchmal vielleicht gar nicht wollen).

Gewinnstreben großer Konzerne

Auf der anderen Seite stehen da die Konzerne, die selbstverständlich darauf aus sind, ihren Gewinn zu maximieren, indem sie wertvolle personalisierte Informationen sammeln, um noch gezielter gewinnbringende Werbung an den Mann bzw. an die Frau zu bringen – was ich persönlich übrigens nicht allzu verwerflich finde, weil ich Werbung, die mir einen Mehrwert bietet, als durchaus hilfreich erachte. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auf jeden Fall, sich diese Vorgänge einfach einmal bewusst zu machen.

Beispiel: wenn ich große Shops wie etwa Amazon ansurfe und mir dort Produkte kaufe, werden mir automatisch andere Produkte vorgeschlagen, die nach einem komplizierten Algorithmus ermittelt wurden und zu einem bestimmten Verhaltensmuster, i.e. Konsumverhalten passen. Ich habe dabei übrigens den Eindruck, dass interessanterweise Amazon tendenziell weniger im Visier der Datenschützer steht als etwa Google  und Facebook, obwohl Amazon mindestens genauso clever ist in Sachen Vermarktung und Informationsverwertung…

Auch die „Kleinen“ sammeln Daten

Doch selbst wenn ich den kleinen Online-Shop meines Vertrauens aufsuche, bei dem ich schon seit Jahren einkaufe, werden Informationen über mich gesammelt: der Verkäufer kennt alle meine Einkäufe, weiß wie hoch mein Durchschnittsbudget ist, und wird sich diese Infos vermutlich oftmals auch zunutze machen. Die vielen Cookies, welche ich mir nicht nur beim Online Shoppen einfange, sondern auch beim Ansurfen vieler anderer (Affiliate-) Websites, sammeln ebenso allerhand an Informationen. Löschen kann man diese Cookies übrigens auch: hier die entsprechende Anleitung für den beliebten Mozilla Firefox-Browser.

In letzter Zeit kam auch Google Analytics wieder vermehrt unter Beschuss; Google Analytics ist eine sehr beliebte und funktionale Web-Tracking-Software, mit der Besucherströme sehr gut analysiert werden können. Das (also eine Web-Tracking-Software Verwenden) macht übrigens so ziemlich jeder Webseitenbetreiber, der nicht nur für lau Webseiten betreibt, sondern auch mehr Internetnutzer erreichen möchte, seinen Besucherstamm vergrößern will oder gar bestrebt ist, mit Webseiten Geld zu verdienen.

Was Datenschützer bei Google Analytics etwa problematisch finden, ist die Datenübertragung in die U.S.A., wohin auch IP-Adressen der Nutzer verschickt werden. Dass IP-Adressen übrigens vergleichbar sind mit Telefonnummern, die wiederum mit konkreten Personen in Verbindung gebracht werden können, ist eine These, der ich nicht unbedingt beipflichten würde – doch ich bin kein Datenschutzexperte.

Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass der Besucher einer Website über den Einsatz dieser Software Bescheid weiß bzw. sich anhand einer Datenschutzerklärung oder des Impressums über Datenschutzrelevantes informieren und entscheiden kann, ob er die entsprechende Website noch besuchen möchte oder aus Furcht davor, noch gläserner zu werden, es lieber nicht zu tun. In diesem Falle müsste man aber dann lange suchen, bis man eine beliebte Website findet, die keine Datensammlung betreibt – die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen dürfte da leichter ausfallen.

Das soll jetzt auf keinen Fall große Datensammler und ihre unbegrenzte Sammelwut in Schutz nehmen – ich finde vor allem die deutschen Bedenken in Sachen Datenschutz wichtig, um der etwas „liberaleren Haltung über dem Teich“ ein wenig die Waage zu halten. Übrigens gibt es zu Google Analytics eine hervorragende Alternative namens Piwik – eine Web-Tracking-Software, die man sich kostenlos auf den eigenen Server laden kann und welche keine Daten ins Land der unbegrenzten (Daten-)Möglichkeiten schickt.

Auch Facebook im Abmahn-Visier

Ebenfalls in Kritik steht der Gigant Facebook mit seinem Like-Button. Tanja hat neulich berichtet, dass es mittlerweile Abmahnungen gegen Firmen gibt, die den sogenannten Like-Button verwenden. Auch hier scheint die datenschutzrechtliche Lage weniger als geklärt zu sein, weshalb ich mich auch dazu entschlossen habe, den dynamischen Knopf hier vorerst nicht mehr zu verwenden – wobei ich diesen Button als Internet Marketing-Tool nicht unbedingt missen möchte.

Was kann also der User tun, um mehr Datenschutz im Internet zu haben?

Hier noch ein paar Tipps, wie man zumindest etwas verhindert, ein vollends gläserner virtueller Mensch zu werden:

  • regelmäßig Cookies löschen bzw. gar  nicht erst zulassen
  • im Browser keine Toolbars von irgendwelchen Anbietern verwenden, da sie sonst so ziemlich jede Aktion mitverfolgen und fleißig Daten sammeln können
  • wer den eMail Service von Google verwendet (meiner Meinung nach wirklich eine sehr gute Software), der sollte sich auf der anderen Seite nicht über die „Datenkrake Google“ mokieren
  • etwas mehr Sensibilität auch auf sogenannten „Social Media Plattformen“: hier kann man oftmals sehr viele Details so einstellen, dass nicht die halbe Welt mitbekommt, wenn man die ein oder andere Information zu viel Preis gegeben hat
  • sich regelmäßig über Datenschutz informieren, vor allem wenn man neue Webangebote wahr nimmt: den wenigsten wird vermutlich bewusst gewesen sein, dass sie anfangs automatisch die Nutzungsrechte an Facebook weitergeben, sofern sie Fotos dort hochladen. Ich bin mir nicht sicher, ob das mittlerweile geändert wurde, jedenfalls überlege ich mir mittlerweile zweimal, ob ich meine Fotos auf irgendeiner Plattform hochlade.

Bei all diesen Ausführungen zum Thema Datenschutz bei Google, Facebook, Amazon & Co. sollte man aber nicht den Teufel an den Computerbildschirm malen. Es soll ja Leute geben, die in der analogen Welt beim Bezahlen irgendwelche Karten zücken, um ein paar wenige Cent zu sparen – ohne dabei mit der Wimper zu zucken und sich wahrscheinlich auch nicht darüber im Klaren zu sein, dass man gerade seinen kompletten Einkaufskorb zur Profilanalyse freigegeben hat.

In Deutschland gibt es übrigens zu jedem einzelnen Haushalt eine ordentliche Sammlung an Daten – dreimal dürft Ihr raten, wer diese sammelt und wo wohl die schöne Werbepost herkommt, die bei dem Großteil der Haushalte direkt vom Briefkasten im Müll (bzw. hoffentlich im Altpapier) landet…doch das ist ein anderes Thema.

Zum Schluss würde mich interessieren, wie Ihr zum Thema Datenschutz im Internet steht? Habt Ihr viele Bedenken und zuckt bei jedem Klick zusammen, in der Furcht permanent ausspioniert zu werden, oder lässt Euch das alles kalt, weil Ihr das Internet eher für einen blassen virtuellen Abklatsch des  „real life“ betrachtet? Ich freue mich auf Eure Meinung;)

Foto: „Big Brother is Watching You“ von Christiano Betta (unter einer Creative Commons Lizenz).


8 Antworten auf „Datenschutz: Google, Facebook und der gläserne Mensch“

  1. Schon mal was von der IP Anonymisierung bei GA gehört? Damit kann man dem Ganzen schon mal ganz nett den Riegel vorschieben 😉

  2. Hi Tanja, danke für den Hinweis. Das ist selbstverständlich auch eine gute Methode, um für mehr Datenschutz so sorgen;) Gleichzeitig finde ich es auch immer gute, möglichst wenig Software von einer großen Firma zu verwenden- sofern denn die anderen Anbieter was vergleichbar gutes anbieten; bei den Suchmaschinen sieht es dann schon wieder anders aus – da gibt es momentan wohl nur eine wirkliche Alternative…

  3. Zu GA habe ich bis dato noch keine Alternative gefunden, die auch nur annähernd mithalten könnte (z.B. Piwik). Gibt einfach nichts vernünftiges, so dass ich doch recht froh bin über dieses „Zusatzfeature“ des IP Anonymisierens 😉

  4. also das Thema Datenschutz ist in Deutschland von den Rechtsexperten immer sehr heiß. Datenschutz ist auch ein wichtiges Thema, doch wird da auch ziemlich heftig mit dem Schützen übertrieben.

    Die gesammelten Daten nutzen die Datenkraken auch für eine bessere werbliche Orientierung und zwar nach den Interessen des jeweiligen Users. Aus meiner Sicht hat dieses Performance Marketing auch Vorteile und führt zu Win-Win-Situationen.

    Wie Du schon schreibst gibt es auch andere Bereiche, wo mit unseren Daten Schindluder getrieben wird und ich denke, dass es hier noch sehr viel größeren Schindluder gibt. Die ganzen Gewinnspielbereiche, wo Daten irgendwo via kleingedrucktem legal weitergegeben dürfen oder einfach so weiterverkauft werden. Dazu sind mir zufällig noch andere größere Unternehmen bekannt, wo da ziemlich lapidar mit persönlichen umgegangen wird. An der Stelle sollte es einfach so sein, dass Daten prinzipiell für den erkennbaren und vorgesehenen Zweck verwendet werden dürfen.

  5. Hi Maik,

    in Sachen Gewinnspielen und Glückspielen etc. ist es schon abartig, dass man nicht nur mit eMails zugespammt wird, sondern sogar analoge Post erhält – das geht für meinen Begriff schon über ein erträgliches Maß hinaus. Der Datenhandel boomt nach wie vor sowohl im Online- als auch im Offline-Bereich – und ein Ende ist wohl kaum abzusehen.

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