Flattr: das bessere Twitter?

Flattr: eine neue Konkurrenz zu Twitter oder doch mehr?Seit neuester Zeit stoße ich immer wieder auf die orange-grünen Buttons von Flattr, einer neuen Anwendung, die sich als sogenannte „social payment platform“ präsentiert. Mit Twitter ist die Netzgemeinde mittlerweile schon mehr als vertraut, und es wird überall fröhlich herum gezwitschert. Anfangs dachte ich, dass Flattr eine Art Twitter ist – doch es steckt wohl mehr dahinter.

Die Idee hinter Flattr ist denkbar simpel: Leute, die den eben konsumierten Content für gut befinden, können auf den Flattr-Button klicken. Dabei wird ein Teil eines vorher festgelegten Betrags automatisch von dem Flattr-Konto auf den Account des Beflattrten überwiesen. Vielleicht in Ansätzen vergleichbar mit Paypal.

Diese Paypal-Spenden Buttons sind sicherlich auch schon einigen aufgefallen; ob sie so recht funktionieren, ist die andere Frage. Ich denke, dass Flattr wesentlich einfacher funktioniert als Paypal, da man sich einige Klicks spart, weil eben der Betrag im Vorfeld schon festgelegt wurde – es wird hier tatsächlich eher um „Micro-Beträge“ gehen.

Wie funktioniert Flattr?

Um Flattr verwenden zu können, muss man also Geld auf seinen Account überweisen. Das funktioniert momentan über Paypal oder Moneybookers. Momentan befindet sich die Anwendung noch in der Beta-Phase, efreut sich offensichtlich aber schon einiger Beliebtheit, was man u.a. an  Blogs erkennen kann, die den Button schon eingebaut haben.

Durch das Flattrn kann man also Blogger, Online-Zeitungen oder andere Kreative finanziell unterstützen (sofern sie den Button integriert haben), was eine interessante neue Alternative zum beliebten und schwierigen Thema des Paid Content im Internet darstellt.

Der Betrag, den man monatlich bezahlen möchte (momentan mindestens 2 Euro, maximal 20 Euro), wird dabei unter all den Accounts gleichmäßig aufgeteilt, bei denen man vorbeigeflattrt ist. Somit kann so ein Klick schon recht ertragreich sein, wird sich letztlich aber doch eher im Cent-Bereich ansiedeln.

Flattr als Alternative zur Werbung

Bisher haben es weder etablierte Zeitungen noch Blogger geschafft, für ihre erstellten Inhalte regelmäßig auch Geld zu erhalten, das nicht aus der Werbung kommt. Dabei gibt es nur wenige Ausnamen wie beispielsweise die Washington Post, die sich über zahlende Online-Abonnenten freut.

Flattr könnte ein erster Schritt in eine neue Richtung sein, und ich finde das Prinzip recht vielversprechend. Ich glaube nämlich durchaus, dass die Leser im Internet dazu bereit sind, einen kleinen Obulus zu entrichten für gute Inhalte. Es würde ja theoretisch gesehen schon sehr helfen, wenn jeder Leser für einen Artikel im Schnitt 2 Cent „spenden“ würde.

Das wären dann auf 1000 unique visitors hochgerechnet 20 Euro. Ich weiß nicht, wieviele Leute mit Google Adsense so viel einnehmen – jedenfalls ist das schon ein recht ordentlicher Betrag. Theoretisch gesehen. Es wird sich erst zeigen müssen, ob die User wirklich bereit sind, sich überhaupt die Mühe zu machen, einen Flattr-Account zu erstellen und dann auch noch Geld drauf zu laden.

Brauche ich den Flattr Spenden-Button?

Die Diskussionen unter Bloggern laufen auch schon auf Hochtouren: ist es beispielsweise seinen Werbekunden fair gegenüber auch noch einen Flattr-Button einzubauen und um eine „Spende zu betteln“? Ein interessanter Aspekt, wobei ich selber damit ehrlich gesagt kein Problem hätte – wobei ich ja ohnehin noch nicht wirklich mitreden kann.

Ich denke aber, dass auf so einen Flattr-Button eher die „Stammleser“ klicken würden, und die Werbung oftmals eher für die Laufkundschaft aus den Suchmaschinen gemacht ist. Neugierig wie ich bin, habe ich den Button probeweise jedenfalls schon einmal hier eingebaut, und ich bin gespannt, wie sich Flattr noch entwickeln wird.

Meiner Meinung nach ist die Sache aber auf jeden Fall unterstützenswert; allein die Tatsache, dass die Jungs von Flattr aus Schweden kommen, finde ich bemerkenswert. Sonst sind Global Player im Social Media Bereich wie Facebook, Twitter, Digg, Myspace und wie sie alle heißen ja in der Regel aus Übersee.

Ein englisches Interview mit dem Gründer Robert, der auch schon Pirate Bay ins Leben gerufen hat, kann man übrigens hier finden. Wie denkst Du über den Flattr-Button? Ist das wirklich nur ein weiterer Schrei nach einer lumpigen Spende oder tatsächlich ein Weg, um seine Anerkennung für die erbrachte Leistung zu zeigen?

4 Antworten auf „Flattr: das bessere Twitter?“

  1. Vielen Dank für diesen verständlich und informativ geschriebenen Beitrag über Flattr. Gesehen habe ich den Button schon oft und ab und an auch was drüber gelesen. Ich denke, dass es wieder was für eher größere Blogs sein wird. Ich finde, in Deutschland werden die in den Blogs vorhandenen Knöppe arg wenig gedrückt. Einzig bei den großen Blogs tut sich da etwas. Ich denke z.B. auch an den „Gefällt mir“ – Button. Ich hatte ihn auch im Blog und schnell wieder entfernt. Da drückt einfach keiner — Sauerei 🙂

  2. Hallo Horst,

    vielen Dank für die Blumen. Dass Flattr nur für die bekannteren Blogs wie Spreeblick oder netzpolitik gut läuft, glaube ich gar nicht einmal; aber Du hast Recht: die Klickmentalität müsste sich auch in Deutschland ein wenig ändern. Die ganzen Butto lasse ich jetzt testweise erst einmal drin und warte ab, was passiert. Mehr passieren, als dass niemand klickt, kann ja eh nicht – wobei durch manche Buttons der Quellcode schon immens aufgebläht wird…

  3. Mir geht es wie Horst – oft gesehen aber bislang noch keine so ausführliche Beschreibung dazu gelesen. Zugegeben ich habe auch nicht gesucht. Jetzt bin ich im Bilde – Danke.

    Wenn (und darauf liegt die Betonung) es wirklich angewendet wird dann ist das durchaus eine interessante Geschichte. 2 Cent für einen guten Beitrag, für einen Tipp oder so zu berappen ist fair und wirklich kein Problem. Horst hatte es angesprochen, die Klickerei in Deutschland ist eine gaaaanz schwierige Sache, egal um welchen Button es sich handelt. Eigene Erfahrungen hatte ich schon genug.

    Ein weiteres Ding ist eben der Umstand, dass ich mit Flattr wieder einen Button mehr habe, der sich ggf. sogar auf Ladezeiten etc. auswirkt, den keiner nutzt und der vielleicht auch nicht wirklich ins eigene Design passt. Würde er im Plugin „Social Bookmarks“ integriert sein wäre es meines Erachtens besser und auch für mich überlegenswert. Kommt vielleicht noch….

  4. Hi Thomas,

    auch Dir vielen Dank. Ich habe mir letztens gedacht, dass ich öfters mal auf solche Themen eingehe und versuche, neueste Hypes unter die Lupe zu nehmen, zu erklären und auch auszuprobieren.

    Auch als Blogger ist es nicht verkehrt, sich ab und an mit den Trends auseinanderzusetzen, obwohl mir das oft auch nicht einfach fällt; es ist halt auch nicht sofort ersichtlich, bei welchem Tool es sich wirklich lohnt, mehr Zeit zu investieren.

    Doch blei Flattr bin ich mir eigentlich sicher, dass es sinnvoll ist. Allein beim Bezahlmodus bin ich mir unschlüssig: im Prinzip wäre es wohl schlauer, einen festen Betrag von vornherein festzulegen, den man bei jedem Klick bezahlt.

    Ich muss mir bzgl. der ganzen Buttons auch etwas einfallen lassen, weil die Performance hier auch schon ziemlich übel ist. Muss endlich mal anfangen, mehr selber zu coden…so viele Baustellen überall;)

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