Wird Zensursula jetzt Bundespräsidentin?

Anlass für den heutigen Beitrag ist ein Tweet von Mediadonis, der es in Erwägung zieht, auszuwandern. Kurz und bündig formuliert er, was wohl einigen anderen (Netz-) Bürgern die letzten Stunden auch durch den Kopf gegangen ist. Wir alle erinnern uns: noch vor ein paar Monaten wollte Ursula Gertrud von der Leyen noch – sagen wir mal – etwas fragwürdige Methoden zur virtuellen Verbrechensbekämpfung anwenden; nicht wenige Leute vom Fach sahen hierbei die ersten Schritte in Richtung Internetzensur, was der damaligen Familienministerin den schönen Namen „Zensursula“ eingetragen hatte.

Doch wie kam es überhaupt zu dieser Schockmeldung, die mich und alle anderen arglosen Mitbürger heute Morgen von allen möglichen Boulevardblatttitelseiten anlächelte? Horst Köhler, der amtierende Bundespräsident, hatte kurz zuvor seinen Rücktritt erklärt und die Nation (eher die Regierung) in einen Schockzustand versetzt, die eigentlich noch im Begriffe war, sich aus der vom hessischen Landesvater Roland Koch verursachten  Schockstarre zu lösen, da dieser wohl auch die Zeichen der Zeit erkannt hatte und seinen Rücktritt erklärte. Sind jetzt alle geschockt?!

Übrigens, wer gerade auch Bock hat, einfach mal zurück zu treten, der findet hier eine schöne Vorlage: http://replycam.com/stuff/ruecktritt.php. Ich weiß ja nicht, was gerade im Staate Dänemark so vor sich geht; doch anscheinend ist momentan dick Action angesagt. Kurz konnte die Republik noch durch den neuen Messias aka. Lena („das schnucklige, natürliche, bodenständige, jugendlich-authentische, so talentierte Ding aus Hannover“) vom aktuellen Niedergang der Politik abgelenkt werden, doch nun hat uns diese Hiobsbotschaft mit Zensursula erreicht.

Ein Bekannter hatte letztens irgendwas von Ratten und einem  sinkenden Schiff gefaselt – ich hatte ihn wohl akustisch nicht so recht verstanden. Doch das scheint symptomatisch zu sein für eine Gesellschaft, in der Verantwortung übernehmen nicht mal mehr nur klein geschrieben wird, sondern im Prinzip nicht existiert. Was ist mit den ganzen Finanzgenies, die erst vor ein paar Monaten die sogenannte Krise ausgelöst hatten? Die meisten dürfen wohl weiterhin Monopoly mit Milliarden spielen und schön auf den Niedergang von Nationen wetten.

Was ist mit den Millionen (oder sind es gar Milliarden?), die vom Bundesrechnungshof jährlich aufgelistet werden und durchaus mit Steuerverschwendung in Verbindung gebracht werden können – wird da jemals irgendjemand zur Rechenschaft gezogen? Und wer ist bitte Schuld daran, dass der FC Bayern das Champions League-Finale verloren hat?! Auf der anderen Seite gibt es Mitarbeiterinnen, die vom Chef gefeuert werden, weil sie sich mal eben ne Stulle gegrabbt haben. Aus dem Ruder gelaufen nennt man so was.

Genauso wie die Aktion von Bundespräsident Horst Köhler: Einen unstylischeren Abgang hätte man sich eigentlich nicht vorstellen können; dabei fand ich ihn eigentlich immer recht sympathisch, fast schon cool. Ich persönlich glaube als Historiker ja, dass man auch hier Anlass und Ursache klar voneinander trennen muss: er hat eventuell schon seit längerer Zeit einfach keinen Bock mehr gehabt auf das ganze Theater – was ich auch nur nachvollziehen kann.

Ich schreibe eigentlich seltener über politische Dinge, weil ich vielleicht einfach nur ernüchtert bin. Jahrelang habe ich Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine (und auch mal Politik) studiert, nur um später dann umso schockierter darüber zu sein, was „da oben“ eigentlich die ganze Zeit abgeht. Ich kenne übrigens noch einige Studenten der Geisteswissenschaften und der Politologie, denen es  genauso geht und dann sogar anfangen, irgendwelche Spaßparteien zu wählen. So weit ist es schon mit der einst so guten deutschen politischen Kultur gekommen.

Dem ganzen könnte man jetzt noch die Krone aufsetzen und Zensursula zur Bundeszensurpräsidentin erheben – das wäre dann tatsächlich das Tüpfelchen auf dem „i“. Ich würde ja nicht so weit gehen und auswandern, aber wahrscheinlich vollends den Glauben an die Politik verlieren. Naja, wenigstens hätte das dann wenigstens etwas Gutes: mit zwei Frauen an der Spitze der Nation hätte sich  die weibliche Emanzipation in Deutschland vollends durchgesetzt (, wobei…). Ach, ich höre jetzt lieber wieder auf mit dem unqualifizierten politischen Rumgelaber – ganz nach dem Motto: „Einfach mal die Fresse Kresse halten„!

2 Antworten auf „Wird Zensursula jetzt Bundespräsidentin?“

  1. Nach dem Rücktritt von Horst Köhler, vom höchsten Amt in der Bundesrepublik Deutschland soll es nun die Ursula von der Leyen machen. Bis auf ihre Zensurmanie scheint sie mir eine recht patente Frau zu sein. Nun wir werden sehen, wie sie sich im Amt macht. Bei ihr scheint aber nicht die Gefahr bestehen, dass sie wie der Köhler Fahnenflucht begeht.

  2. Hi ebook leser,

    also ich weiß ja nicht, ob sie tatsächlich so “ patent“ ist; habe von Politik im Prinzip keine Ahnung, und ich habe den Eindruck, dass ein paar der Politiker (mittlerweile) auch keine Ahnung mehr von dem haben, was sie da so alles machen. Bei Zensursula wiegt halt die fehlende Internetkompetenz einfach zu stark, als dass das andere Wohltaten und (Kompetenz-)Kompetenzen ausgleichen könnten. Wer in Sachen Internet recht mittelalterlich denkt, kann meiner Meinung nach nicht an der Spitze eines Landes stehen, das in Sachen (Internet-)Technologie weltweit mitspielen will

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