[02.10.12] Momentan finde ich eigentlich kaum Zeit, mich um den ganzen Internetkram zu kümmern, da ich die letzten Seiten meiner Magisterarbeit fertig stelle (ja, auch ich komme offenbar mit meinem geisteswissenschaftlichen Studium tatsächlich mal zu einem Ende), und mit mir stirbt vermutlich auch einer der letzten Vertreter der ominösen Langzeitstudenten aus oder: fängt erst jetzt so richtig zu leben an.

Ich treibe mich ja nun schon seit mehreren Jahren als Webworker herum und kann immer nur dankbar dafür sein, mein Büro quasi immer bei mir zu haben: denn im Prinzip brauche ich ja nix anderes als einen Computer mit Internetanschluss. Kein eigenes Büro mit viel Büromaterial und weiteren Bürobedarf. Klingt einfach und irgendwie unfair, ist aber so.

Webworker Schreibtisch
Als Webworker brauche ich meist nur mein Notebook samt Internetanschluss.

Und doch birgt das Leben als Webworker auch „Gefahren“: denn manchmal ist es sehr schwer, einmal abzuschalten, was sowohl auf das einfache „den Laptop ausschalten“ zutrifft als auch auf die mentale Beschaffenheit eines Internetmenschen wie meiner einer. Privates wird schnell mit Geschäftlichem vermischt und anfangs ernsthaftes Arbeiten kann sich in planloses Herumsurfen verwandeln. Aber auch umgekehrt.

Selbstdisziplin ist hier gefragt, und mit der richtigen Methode, bekommt man das auch recht gut in den Griff. Wichtig ist immer wieder auf´s Neue, sich Ziele zu setzen und dabei auch zu überprüfen, ob und wann diese erreicht wurden. Denn nur so sind Weiterentwicklung und Fortschritt möglich (wenn es denn so etwas überhaupt wirklich geben mag – aber ich möchte hier keine kulturpessimistische Debatte über Fortschrittsgläubigkeit etc. anleiern).

Dabei betrachte ich es zumindest als positiv, dass ich nicht jeden Tag darauf angewiesen bin, viele Kilometer pendeln zu müssen, um dann an meinem Arbeitsplatz zu sein. Wenn ich Zeit und Lust habe, kann ich einfach von meinem Notebook aus in die virtuelle Arbeitswelt eintauchen und wenn es denn sein muss, auch mal einen 16-Stunden-Tag einlegen. Oder auch nicht.

Manch einer fragt mich dann, wie ich so lange vor dem Bildschirm verharren kann? Die vermeintlich einfache Antwort darauf ist: indem ich mir zu meinem Webworker-Dasein einen guten Ausgleich schaffe. Das heißt für mich konkret: mindestens drei Mal, manchmal auch sechs Mal Sport die Woche. Denn auch ein Webworker bleibt irgendwo Mensch, der seinem Drang nach Bewegung nachgehen muss, nur so erhält man sich die Kreativität und kommt auf gute neue Ideen.

[Update vom 22.10.14]
Mehr als zwei Jahre später treibe ich mich immer noch als Webworker herum, allerdings eher ortsungebunden. Wenn ich mir vor zwei Jahren vorgestellt hätte, nun auf den philippinischen Inseln mein Unwesen zu treiben und als Online Marketer durch die Lande zu ziehen, dann hätte ich das eher als einen unerreichbaren Traum angesehen. Und doch ist es dazu gekommen.

Heute habe ich meinen ersten Reiseführer fertiggestellt, den es kürze auf Amazon als Printversion zu kaufen geben wird. Wer mich kennt, der weiß, dass ich zusammen mit meinem Team schon seit mehr als fünf Jahren an dem Projekt Philippinen Tours arbeite. Aus einem kleinen eBook wurde mit der Zeit ein „richtiges Buch“ – gute Tipps rund um eBooks gibt es übrigens auf www.ebookprofis.com. Ich bin gespannt, wie sich das noch weiterentwickeln wird, wobei das bisherige Feedback schon sehr positiv stimmt:D

Hier auf den Inseln ist das Leben als Webworker nicht immer einfach. Kurz nachdem ich mit meiner Freundin Anfang des Monats nach einem dreimonatigen „Heimaturlaub“ wieder hier in den Visayas angekommen war, hatten wir einen Stromausfall. Und der kommt auch immer wieder, sodass ich auch kein Internet habe. Das sind die Nachteile, wenn man in der „dritten Welt“ unterwegs ist.

Wie sieht es bei euch aus? Von wo aus arbeitet ihr, und wo seht ihr die Vor- bzw. Nachteile beim „Webworken von unterwegs“? Ich freue mich auf viele weitere Kommentare und schicke euch sonnige Grüße von den Inseln!

24 Antworten auf „Mein Leben als Webworker“

  1. Tja das geht allerdings nur, wenn man einen gescheiten Internetanschluss hat, so vermute ich. Ich wohne hier auf dem Land, wo es nur eingeschränkt UMTS gibt. Also müsste ich in diesem Fall, sogar meinen Wohnort wechseln.

  2. Hallo Harald,

    das ist in der Tat richtig. Aber dafür hast Du ja schon eine ganz ansehnliche Website ins virtuelle Leben rufen können – Respekt dafür! Bist Du dafür dann immer in irgendein Internetcafé im nächstgößeren Ort gefahren oder hat das jemand anderes für Dich erledigt? Sehr schöne Ausführungen zu Schiller übrigens…wenn ich an meine Vorlesungen diesbezüglich hier an der LMU München zurück denke, dann ärgert es mich schon ein wenig, dass ich durch den recht einschläfernden Lesestil des Professors von der schönen Literatur abkam^^

  3. Das Problem mit dem Abschalten kenne ich und wird in Zukunft wohl eine Volkskrankheit. Teilweise verbringt man 10 Stunden im Internet und liegt Nachts wach und resümiert. Sport ist der perfekte Ausgleich auch für mich – man muss ja äußerlich nicht gleich aussehen wie ein stereotypischer Web-Nerd 🙂 LG, Dani.

  4. Hi Dani,

    ja, das sehe ich ähnlich. Wichtig sind auch immer Pausen zwischen diesen 10 Stunden, die ich selber manchmal vergesse. Ideal wären fünf Minuten auf eine Stunde, aber manchmal vergehen ein paar Stunden, bis ich mal wieder von der Kiste wegkomme…

  5. Ich bin auch seit einigen Jahren im Internet tätig und habe auch mit verschiedenen Problemen zu kämpfen. Eines der größten Probleme ist für mich ein geordnetes Zeitmanagement. Das Internet schläft quasi nie und Shops und Webseiten haben 24h am Tag geöffnet. Ich finde es als extrem schwierig sich eine Auszeit zu nehmen, da man täglich von emails usw verfolgt wird.

  6. Hallo Namensvetter,

    ja, ein gutes Zeitmanagement gehört auf jeden Fall zum erfolgreichen Arbeiten dazu – ist vielleicht mal wieder einen neuen Beitrag wert;)

  7. Ja das mit dem gesparten Büromaterial kann ich nur unterschreiben. Und ja, das mit den Zielen muss sein, wobei das in meinen Augen weniger was mit dir als Webworker zu tun hat, sondern eher für jeden gilt, oder?

    Wobei ich als Webworker meine Flexibilität einfach schätze. An schönen Tagen wie heute einfach mal ins Starbucks, Kaffee geordet und hier gearbeitet!

    Man kann es schlechter treffen! 😉

  8. Hi mac,

    in der Tat sollte jeder irgendwelche Ziele haben; aber manchmal verliert man die eben aus den Augen, vor allem, wenn man auf sich alleine gestellt ist.

    Starbucks meide ich i.d.R. – bin da eher in „heimischen“ locations unterwegs:D

  9. Hi mac,

    da sind ja der Phantasie keine Grenzen gesetzt: aber der englische Garten gehört schon mit zu meinen Lieblingsspots;) Was sich auch super zum Arbeiten bzw. Webworking eignet: die Bibliotheken hier, weil so eine schöne Arbeitsstimmung herrscht – aber dafür auch sicher immer jemand auftaucht, den man schon ewig nicht mehr gesehen hat, und mit dem man dann einen Kaffee trinken geht etc.:D

  10. Okay, in der Bibliothek war ich ehrlich gesagt noch nie zum Schreiben oder Arbeiten. Aber du hast bestimmt recht, die arbeitsame Athmosphähre ist bestimmt förderlich! 😉

    Werde ich mal ausprobieren! Danke für den Tipp!

  11. Hi John!
    Ich kenne das, mein Arbeitsplatz ist auch der Laptop – und natürlich daneben noch das „schöne“ Studium.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, hat Vor- und Nachteile, kein Büro zu haben. Anfangs stellte ich es mir verdammt cool vor, ein Home Office zu haben, aber jetzt , einige Zeit später muss ich ganz ehrlich sagen: Viel zu viele Ablenkungen. Man sollte sich also echt versuchen ein ruhiges Plätzchen zu suchen… mein Favorit ist da auch die Uni Bibliothek!

    Und Glückwunsch, dass du es auf „die Insel“ geschafft hast. Ist auch langfristig mein Ziel. Obwohl, langfristig ist gelogen, nächstes Jahr!

    Viel Erfolg weiterhin

    lg

  12. Hi Ben,

    ja, die gute alte Unibibliothek – hier habe ich meist auch alles andere gemacht als zu studieren. Wo genau möchtest Du denn nächstes Jahr hinreisen?

    lg aus Siargao Island und ebenfalls viel Erfolg

    John

  13. Faszinierend zu lesen. Das Digitale-Nomadentum scheint einer der absoluten Trends dieser Zeit zu sein. Finde es allerdings schwierig, da so viele Fragen offen sind. Wo und wie zahlt man Steuern? Was ist mit der Krankenversicherung? usw usw …

  14. Hallo John, das hört sich alles ja sehr spannend an, mein Arbeitsplatz ist auch mein PC nur brauche ich noch ein paar mehr Sachen dazu wie mehrere Ordner, …
    Naja vielleicht sollte ich in Zukunft auch mehr elektronisch speichern und bearbeiten.

  15. Das find ich schon sehr interessant. Bin auch so ein webworker und manchmal wünscht man sich ne Auszeit ( Strand Meer rauschen … ) um einfach alles hintersich zulassen.

    Aber bald ist ja Sommer 🙂

  16. Hallo, danke für den Beitrag.
    Mir geht es seit 1999 so wie Dir, nur das ich nicht so viel reise.
    Im Übrigen bin auch ich aus München, vieleicht trifft man sich ja mal?

    Bin immer dankbar für einen informationsaustrausch 😉
    Gruss

  17. Mein Arbeitsplatz ist überall und das schöne daran ist, das ich nicht neben einem riesen Drucker stehe oder sitze sondern alles Online inkl. aller anderen Tätigkeiten abwickeln lassen kann. Den Fortschritt kann man eben nicht aufhalten, aber man kann das beste daraus machen. Natürlich im Rahmen was einem für Mittel zur Verfügung stehen. 🙂

  18. Hallo Norman,

    ein Webworker ist im weitesten Sinne jemand, der im und über das Internet arbeitet. Damit kann dann einhergehen, dass die Arbeit auch ortsungebunden erfolgen kann. Ein neuerer Begriff lautet für umherziehende Webworker auch „digitale Nomaden“. Ich selbst bezeichne mich gerne als Internet-Unternehmer, ortsungebunden bin ich nicht wirklich – ich habe meine festen „Stationen“, wo ich mich nehr oder weniger permanent aufhalte.

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