Unterschichtenfernsehen – was ist das eigentlich?

Neulich bin ich mal wieder über das Fernsehangebot – vor allem der Privatanbieter – hergezogen, was ja zu einer meiner Lieblingsbeschäftigungen gehört. Mittlerweile fällt es mir fast richtig schwer, irgend etwas Fruchtbares zum Thema Fernsehen zu sagen, weil ich einfach keine Lust habe, mich passiv bestrahlen zu lassen. Mir fällt nur jedes Mal mehr auf, dass das Angebot in der Glotze an Niveau verliert, was meines Erachtens auch eine Nivellierung darstellt; eine Anpassung an den allgemeinen Geisteszustand des Durschnittskonsumenten.

Jetzt wird es gleich wieder Leute geben, die sich denken: oh my dearest, was für ein kleiner Moralprediger. Oder: Dann lass doch die Glotze aus, oder so. Erstens: was Moral ist, weiß ich selber nicht – ich bin auch weit davon entfernt, irgendwie besserwisserisch erscheinen zu wollen, sondern will einfach nur meine Gedanken und Ansichten dazu nieder schreiben. Wenn es jemanden interessiert, soll er gerne weiter lesen. Zweitens: Für mich stellen manche Sendungen tatsächlich auch eine gefährliche Volksverdummung dar, weshalb es schon fast bedenklich ist, wenn man diese nicht einmal kritisch hinterfragt. So, genug Vorgeplänkel.

Erst noch einmal zum Begriff Unterschichtenfernsehen: Ich habe keine Ahnung mehr, wo ich das letzte Mal auf diese meiner Meinung nach sehr gelungene Wortschöpfung gestoßen bin; jedenfalls stellt er für mich immer mehr die perfekte Kurzdefinition dar, um ca. 90% des Fernsehprogramms zu labeln. Der momentane Wikipedia-Artikel zu dem Thema ist jedenfalls zu kurz gegriffen, da sich ja nicht nur monetär und bildungstechnisch Minderbemittelte sogenanntes Schrottfernsehen reinziehen, sondern auch der Prof von nebenan. Selbst bei Sendungen, die mit „Deutschland sucht den…“ angehen, soll es ja durchaus die ältere Fraktion der werberelevanten Zuschauergruppe sein, die daheim am Bildschirm mitfiebert, -schmachtet, -whatever.

Ich verlinke jetzt einfach mal noch einen Zeit-Artikel, der sicherlich etwas fundierter ist, und mehr Aufschluss geben kann. Einen satirisch-zynischen Zugang bietet wie immer Stupidedia, die bessere Wikipedia. Ich will Unterschichtenfernsehen an sich ja gar nicht komplett verurteilen. Der Mensch braucht auch mal Unterhaltung (wenn man das, was da im TV so läuft so bezeichnen mag – bitte;), muss mal komplett auf Durchzug schalten nach einem 15 Stunden Tag, braucht auch einmal Berieselung, ohne dass er groß darüber nachdenken muss. Dabei ziehe ich es aber immer noch vor, einfach raus in die Natur zu gehen, weil mich diese Art von „Unterhaltung“ eher runter zieht.

Manch einer gönnt dem Ottonormalbürger auch gerne mal die berühmten „Fünf Minuten Ruhm“, die man durch einen Fernsehauftritt erheischen kann – ob er/sie/es sich etwas davon kaufen kann, ist die andere Frage. Was da manchmal bei diversen Talkshows abläuft, grenzt aber an massive Sozialpornografie und ist einfach nur traurig. Ich denke mir dann immer: wer sich das anschaut, weidet sich doch in Wahrheit an dem sozialen Elend anderer, und freut sich insgeheim, dass er nicht selber so jämmerlich dasteht. Gefährlich wird es dann, wenn junge Menschen die „Inhalte“ irgendwelcher Shows als reale Gegebenheiten ansehen, und das unreflektiert in ihr eigenes Weltbild übernehmen. Wenn kleine Mädchen anfangen zu hungern, nur um so auszusehen wie das letzte Klappergerüst bei der letzten Modelshow.

Wenn der letzte chirurgische Eingriff im Gesichts- oder Brustbereich irgendeiner D-Prominenten als brandheiße Neuigkeit verkauft wird,  (junge) Leute das dann nachempfinden und sich „schönoperieren“ wollen, dann bekomme ich ein komisches Bauchgefühl. Kann sein, dass ich das alles ein wenig zu eng sehe; doch ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, Kinder unbeaufsichtigt Fernsehen zu lassen. Böse Stimmen behaupten, dass niveauloses Fernsehen der herrschenden Schicht nur gelegen kommt, da das Volk dadurch künstlich dumm gehalten/gemacht wird. Das anspruchslose und sinnfreie Unterschichtenfernsehen mache Unkritische noch willen- und meinungsloser. Mir doch egal.

Foto: „Console Television Receiver“ von ellenm1.

5 Antworten auf „Unterschichtenfernsehen – was ist das eigentlich?“

  1. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich selber bei Unterschichtenfernsehen hängen bleibe, aber teilweise ist es bzw. sind die „Schauspieler“ so dumm, dass es schon wieder lustig ist. 🙂

  2. Mir aus der Seele gesprochen! Ich beobachte den Niedergang des Fernsehens ja nun schon etwas länger als du. Viel lieber als den ganzen Schrott rund um die Uhr hätte ich wieder Programm von 10 bis 0 Uhr, dafür etwas mehr Substanz.
    Berieselung ist schön und gut, aber was mittlerweile so läuft ist schon grottig. Ansehen mag ich mittlerweile nur noch gute, am liebsten alte, Filme. Die werden vorzugsweise im Spätprogramm vergraben, aber dafür gibts ja Recorder 😉

  3. @Benjamin:

    da kann man nur hoffen, dass diese „Schauspieler“ einfach auch wirklich welche sind, und das alles nicht ernst meinen…

    @Captain:

    ja, ich hab auch so das Gefühl, dass die sehenswerteren Filme irgendwann gegen Mitternacht ausgestrahlt werden – vor allem auf den öffentlich-rechtlichen Sendern

  4. Pingback: TV Kollaps
  5. ebendiese Anfrage ist lückenlos zu beantworten. Unterschichtenfernsehen ist dies welches zu 90% tagaus tagein im Free-TV übertragen wird.

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